Umzug
Februar 24, 2009
Da ich beschlossen habe, mein Blog nun sozusagen „privat“ fortzusetzen, habe ich dafür auch einen Umzug des „alten“ Blog in die Wege geleitet. Die alten Beiträge sowieso alles zukünftig neue wird es unter http://sonjasaikiblog.wordpress.com/ zu lesen geben.
Sonja
YEEEESSS!!! YEEEESSSS!!!
März 24, 2008
…waren die Worte, mit denen uns Mouliko Halén, 6. Dan Aikikai aus Oslo, beim Osterlehrgang in Düsseldorf gleich beim Aufwärmen zum Lachen brachte. Das Lachen war Programm: in den insgesamt 5 Einheiten brach noch oft Gelächter aus aufgrund der Sprüche, Gesten und Bilder die Mouliko so losließ. Der Mann hat echt Humor und er mag offensichtlich Tiere – im Training tauchten Tiger, Tintenfische, Kobras, Schwäne und anderes Getier auf und verdeutlichten uns, was Mouliko vermitteln wollte mit wirklich einprägsamen Bildern die man so leicht wohl nicht vergessen wird. Außerdem konnte man sich ein Bild davon machen was passiert wenn ein Komet auf einen Planeten zufliegt oder (wesentlich einprägsamer!) wenn ein Mann auf eine attraktive Frau trifft 🙂 Die Scherze an sich wären schon genug gewesen um an diesem Wochenende eine ganze Menge Spaß zu haben, aber dazwischen gab es auch Food for Thought, prima Aikido und einen Haufen zum Thema Kontakt und Kommunikation. Wo soll ich nur anfangen…
Ich hatte mich aus verschiedenen Gründen sehr auf das Seminar gefreut. Erst mal weil ich wusste, dass Mouliko ja öfter mal mit Jorma Lyly und Jan Nevelius zusammen arbeitet und sein Stil deshalb wohl mit deren Ideen ziemlich kompatibel sein musste. Mein Kopf ist ja noch immer recht durcheinander von dem was Jorma mir in Stockholm so gezeigt hat und es war richtig super zu sehen, dass ich einiges davon auch bei Mouliko wiedererkannte und so wieder üben konnte. Dabei fiel mir auf, wie viel ich schon wieder vergessen hatte…
Mouliko kündigte gleicht zu Anfang des Seminares an, dass er an dem Wochenende viel auf Kontakt und Communication eingehen wolle und dieses Versprechen hat er dann auch gehalten. Der passende Leitspruch wäre wohl der Slogan den Mouliko auch beim Abendessen am Samstag erwähnte: Nokia – connecting people. Mehrmals an dem Wochenende sagte er: „I think Aikido is a very complex system of communication.“ Diese Kommunikation durfte ich dann beim Training mit vielen netten Leuten üben, die – wie letztes Mal in Düsseldorf auch schon – echt sehr nett, geduldig und hilfsbereit waren. Unsere Stuttgart-Fraktion wurde einmal mehr sehr freundlich aufgenommen und so langsam fällt auf, dass von uns jedes Mal ein paar Leute mehr auftauchen (diesmal Robby, Nathalie, Bogdan und eben ich) und sich der „Kontakt-Virus“ im Großraum Stuttgart weiter verbreitet 🙂 So sagte Mouliko am Ende zu uns: „I have a feeling that this was not the last time that i have met you guys.“ Ach, hat man uns etwa angemerkt, dass es uns gefallen hat?! 🙂
Wir alle vier haben am Wochenende von verschiedenen Seiten prima Tips zur Fallschule bekommen. Das war noch einer der Gründe für meine Vorfreude und die Pointers die ich von Britta, David und Stefan bekam waren mal wieder echt hilfreich: Mit dem Kopf tiefer/enger zwischen die Beine von Nage kommen, weicher werden, die Beine länger gestreckt halten und sobald der Arm die Matte berührt die Bauchmuskeln anspannen um das Aufschlagen der Füße abzubremsen. Da hab ich echt was zum Üben mitbekommen. Auch den Irimi nage Wurf konnte ich nochmal mit Britta üben und bekam von ihr nochmal ein paar Tips dazu die mir glaube ich wirklich geholfen haben.
Überhaupt hatte ich mich darauf gefreut, den Kontakt (haha) zu den Leuten in Düsseldorf etwas weiter ausbauen zu können und nicht nur von einem guten Lehrer sondern auch von echt guten Trainingspartnern lernen zu können. Geht man auf Lehrgänge einer Stilart die für einen neu ist, dann ist es ja immer auch eine Frage des Egos in wie weit man die innere Tasse leeren kann um sie dort neu mit Wissen füllen zu können. Man geht da hin und muss vieles von dem was man kann und weiß loslassen und sich auf Neues einlassen. Anstatt sich auf die erworbene Graduierung zu berufen und einfach das zu machen was man kennt und vielleicht kann, muss man – wenn man etwas lernen und mitnehmen möchte – den Beginners mind mitbringen und man fühlt sich dann in gewisser Weise wirklich wieder wie ein Anfänger. Das wird einem einfacher gemacht, wenn die Leute mit denen man trainiert nicht herablassend oder genervt sind, sondern freundlich und wohlwollend auf einen zukommen. Statt „häh – was machst du denn da???!!!“ habe ich von Anfang an eher eine Art „ach, du bist neu hier – toll dass du dich für diese Sache hier interessierst und herzlich willkommen“ gespürt. Was nicht selbstverständlich ist, wie ich andererorts auch schon erlebt habe. Meine Vorfreude auf Lillsved wird dadurch ebenfalls nur noch größer, denn mit solchen Leuten hat man da eine Woche lang sicher eine ganze Menge Fun.
Technisch habe ich also ganz schön viele Tips zu den geübten Techniken mitgenommen, die ich hier nicht alle aufzählen möchte und kann (dafür gibt es ja das von Mouliko angesprochene Trainings-Tagebuch 😉 ) Aber auch jenseits der Technik hat Mouliko viel erzählt, was mir gut gefallen hat. Zu Beginn fragte er uns, ob und wie wir uns auf das Seminar vorbereitet hätten und fuhr fort zu erzählen, dass es seiner Meinung nach wichtig sei, etwas mit ins Training zu bringen und ein Ziel zu haben. Jeder im Raum könne bzw müsse zum Lehrgang bzw Training beitragen anstatt nur aufzutauchen und zu nehmen. Wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann ist das einerseits wichtig, weil das Ergebnis, die Atmosphäre und Intensität im Training natürlich eine Art Gemeinschaftsprodukt sind. Andererseits sei es aber auch wichtig, alles was man macht, mit einem gewissen Ziel zu machen. Nicht unbedingt im Sinne von Ehrgeiz sondern im Sinne von Fokus. Das ist jetzt mal meine Interpretation des Gesagten und muss deshalb mit einer Prise Salz gelesen werden. Aber ich denke das macht Sinn, denn wie kann man erwarten etwas zu finden wenn man noch nicht mal weiß wonach man eigentlich sucht?! In meinem eigenen Training – sowohl wenn ich selbst trainiere als auch wenn ich Training gebe – merke ich jedenfalls einen Unterschied seit ich weiß, was ich suche und was ich will. Und wenn ich etwas mitbringe und zum Training beitrage, dann darf ich wieder etwas annehmen und aus dem Training mitnehmen. Geben und Nehmen, was sich mal wieder auf das ganze Leben übertragen lässt. Das hinterlässt zumindest bei mir ein gutes Gefühl und ich würde das was Mouliko da so sagte sofort unterschreiben.
Fazit: Peter hatte mir im Vorfeld gesagt, dass mir Mouliko sicher gefallen würde, und er hat Recht behalten. Ja, und jetzt bin ich wieder zu Hause und frage mich einmal mehr wo ich nur die Kohle und die Urlaubstage herbekomme um auf all die Lehrgänge zu gehen, die ich gerne besuchen würde…
Sonja
Man ist wo man ist…
März 18, 2008
„Es ist was es ist“ habe ich an dieser Stelle ja schon mal diskutiert. In den letzten Tagen musste ich feststellen: „Man ist *wo* man ist“. Nachdem mir Stefan Stenudds Buch in Schweden mal wieder über den Weg gelaufen ist, dachte ich mir, ich sollte das vielleicht nochmal lesen. Ist schon eine ganze Weile her, dass ich es zum ersten Mal gelesen habe. Ich weiß noch wie ich damals dachte, dass ich manches darin schon ganz schön abgefahren fand. Nachdem ich das Buch jetzt zum zweiten Mal schon halb durchgelesen habe, kann ich jedem nur empfehlen, gute Aikido-Bücher immer und immer wieder zu lesen. Sie werden nicht langweilig, das garantiere ich, denn jedes Mal ist man selbst ja wieder mit dem eigenen Verständnis an einer anderen Stelle und versteht so das Geschriebene endlich oder versteht es neu und anders. Eine gute Aikidobibliothek muss also nicht umfassend und teuer sein um einen lange zu beschäftigen 🙂
Im Zusammenhang mit diesem Verständnis und dem Lesen von Büchern kommt mir langsam allerdings auch der Verdacht, dass das Lesen zwar mein Wissen aber nicht mein Verstehen direkt verbessert (ich glaube so ähnlich steht das sogar in dem Buch drin). Stenudd schreibt, dass zuerst das Wissen kommt. Also das Ansammeln von Informationen auf theoretische Art und Weise. Aber dann erst kommt das Verstehen. Und sobald man versteht kann man das Wissen vergessen und den Hasen geben. Macht Sinn, oder? So ähnlich geht es mir jedenfalls mit Aikido-Büchern:
Manches darin kapiere ich schlichtweg nicht und ist noch zu hoch für mich. Auch wenn es mir drei Mal vorgekaut wird, so werde ich es trotzdem nicht verstehen. Weil ich offensichtlich noch nicht an dem richtigen Punkt bin um es zu verstehen.
Anderes glaube ich zu verstehen, auf eine theoretische Art. Mein Kopf denkt sich „ja, da ist was dran“, aber richtig „verstanden“ habe ich es noch nicht. So ging es mir mit vielem in diesem Buch als ich es zum ersten Mal las.
Und dann gibt es manchmal Sachen, die liest man und man versteht einfach. Mit Körper, Seele und Geist. Und alle drei rufen laut „ja, genau!!!“. Beim momentanen Lesen des Buches geht es mir schön öfter so als beim ersten Mal. Was ist der Unterschied? Ein paar Jahre Training, viel keiko, körperliches Üben. In letzter Zeit macht es mich manchmal echt fertig (im positiven Sinn) wie eng der Zusammenhang zwischen physischem Üben und geistigem/emotionalem Verstehen ist. Und dann auch noch, wie sich mit jedem kleinen Schrittchen des Verstehens neue Türen öffnen und das was man nicht versteht immer mehr wird 🙂 Das ist ein tolles Paradoxon so wie eine Tafel Schokolade die immer größer wird je mehr man davon isst. Wer mich kennt weiß, dass das meine Vorstellung vom Himmel ist 🙂
Ich lerne außerdem immer mehr, dass ich die kleinen Schritte des Verstehens nicht beschleunigen kann. Man ist eben wirklich wo man ist und nirgendwo anders. Und wo man ist, ist streng genommen völlig egal. Die Schritte sind das was zählt, nicht wie weit man damit gekommen ist. Ein guter Lehrer merkt dann genau, wo der Schüler steht und was er braucht um den nächsten Schritt zu machen. Sottaku doji. Das zusammen mit Training lässt uns Schritte machen. Einen nach dem anderen, mit Geduld (die ich noch nie wirklich hatte…) und ohne zu rennen. Vielleicht darf ich an dieser Stelle mal wieder meinen Held Pohlmann zitieren, der in seinem Lied „Die Liebe“ singt:
„Und die Träume nach Perfektion
Haben lange schon nach uns geschrieh’n
Und sie machen dass wir so schnell laufen wollen
Als wollte einer der Erste sein
Es bringt ja nichts zu versuchen aufzuholen
Denn wer rennt rennt oft allein.“
Er singt da ja eigentlich über die Liebe und nicht über Aikido – schon klar – aber irgendwie ist das doch alles sowieso das gleiche, oder?
Besonders gut hat mir beim Lesen des Buches gefallen, dass Stenudd beschreibt, dass Aikido nicht wie Wasser oder wie Luft sein sollte (obwohl beides schon ziemlich erstrebenswert und schwer zu erreichen ist), sondern wie ein Vakuum. Ein Vakuum ist die *Abwesenheit* von etwas. Das finde ich sehr spannend und es passt in die Idee, dass man nicht sich selbst zum Mittelpunkt der Bewegung macht, nicht das Ego, sondern dass man versucht sich leer zu machen und einen gemeinsamen Mittelpunkt mit Uke zu finden. Jorma sagte in einem Interview im Aikidojournal ja mal, dass man seiner Meinung nach „Raum in sich selbst“ für Uke schaffen muss. Das finde ich sehr schön und nachdenkenswert.
Gestern Abend im Training haben wir wieder die Highfalls gegen irimi nage geübt und ich war von den Socken, wie das anfängt zu funktionieren und die ersten sich gestern tatsächlich aus der Technik im Stand gegenseitig so geworfen haben und sich auch das Fallen zugetraut haben. Einerseits ist das ja von mir nicht ganz uneigennützig – je mehr Leute das können umso öfter kann ich es auch selbst üben und trainieren, und das macht einfach einen Höllenspaß. Andererseits aber glaube ich, dass dieses Fallen auch das Gespür für den Kontakt verbessert und generell das Verständnis von Ukemi verändert.
Heute und morgen werde ich meinen Knien, die von den Plastikmatten in Schweden und im Böblinger Murkenbachdojo vom letzten Wochenende ziemlich mitgenommen sind, eine Pause gönnen, damit ich am Wochenende in Düsseldorf bei Mouliko Halén richtig mitmachen kann. Ich freu mich schon sehr drauf!
Sonja
Leere Versprechungen
Februar 12, 2008
Eine kleine Bemerkung am Rande: als Administrator hat man bei WordPress ja Einblick darin, wie viele Leute so den eigenen Blog lesen und – noch wichtiger in diesem Fall – über welche Suchbegriffe sie den Blog finden. Und jetzt ratet mal was seit Ben´s letztem Blogeintrag passiert ist!? 🙂 Ja, genau, die Zugriffszahlen sind explodiert und die meisten Leser sind dann wohl enttäuscht über das was sie finden, weil… naja, kein Bildchen und so 😉
Amüsierte Grüße,
Sonja
Die Brüste meiner Frau.
Januar 31, 2008
Endlich komme ich dazu, diesen Eintrag fertig zu schreiben…
Im Training wurde die Technik der Hände an sich zum Thema. Wie Jules meinte, erkennt man die Schüler vieler Meister an ihrer Hände. Die Schüler mancher Meister haben Hände wie Schwerter. Tegatana eben. Die Schüler von Yamada sehen oft aus als wurden sie Bälle, Orangen oder sogar Melonen in ihrer Hände halten. Bereits seit geräumer Zeit faszinieren mich die Hände Yamadas.
Und deshalb kam es dazu, dass ich auf der Matte kniete und bewußst meine mit breit gespreizten Fingern Melonen-greifende Hände beobachtete.
Da ging mir ein Licht auf:
DAS sind die Brüste meiner Frau.
Ein Ah-hah-Erlebnis der besonderen Art.
Nachdem meine Frau sich von ihrem Lachanfall erholt hat, freute sie sich, endlich auf einer nutzlichen Art und Weise an meiner Aikido-Entwicklung beteiligt sein zu können. -Seit wenigen Sekunden nach meinem ersten Versuch, ihr die wunderbare Wirkung von Nikkyo auch brachialer Weise nahe zu bringen, zeigt sie sich irgendwie unwillig Bereitschaftsuke für meine Inspirationen zu sein.
O-Sensei meinte, man sollte beim Üben immer lächeln. Behalte ich die Vision der Brüste meiner Frau im Kopf, liegt ein guter Grund zum Lächeln immer auf der Hand…
Ich bin verliebt…
Januar 21, 2008
Das Grinsen das mir noch vom letzten Wochenende ins Gesicht geschrieben steht, spricht wohl Bände und wird mir hoffentlich noch eine Weile erhalten bleiben. Vier Trainings bei Jorma Lyly in Düsseldorf: am Freitag Abend direkt im Dojo von Frank Ostoff und am Samstag und Sonntag in einer etwas größeren Halle. Ich hatte einen Riesenspaß und habe mich mal wieder neu in Aikido verliebt.
Als ich am Sonntag Abend nach langer Autofahrt und Stau zu Hause ankam, lief mir direkt Martin über den Weg und fragte sofort: „Na, wie wars?“ Mir gingen gleichzeitig hundert Sachen durch den Kopf, so dass ich gar nicht gleich wusste wo ich anfangen sollte. Auch nach einer Nacht des Sacken-lassens ist das noch nicht wirklich anders…
Die Düsseldorfer sind ja mit diesem Aikidostil sehr vertraut und so erschien mir das, was Jorma dort zeigte und worüber er sprach fortgeschrittener oder besser gesagt filigraner und differenzierter als das, was wir in Plattenhardt zu hören bekamen. Es ging mehr um Ukemi (yes!) und bei eigentlich richtigen Basics ging es sehr in die Tiefe. Vieles war mir sehr neu, die Form von irimi tenkan zum Beispiel oder gewisse Eingänge für Techniken, und mir wurden viele neue Seiten an Dingen bewusst, die ich bisher etwas anders kannte. Die ganze Kontakt-Geschichte hat mich ja schon länger angefixt und es war richtig genial, ein ganzes Wochenende zu haben, um das weiter üben zu können, besonders mit so vielen Leuten die sich damit schon auskennen. Noch dazu waren alle meine Trainingspartner wirklich unheimlich hilfsbereit und geduldig wenn ich mal etwas langsamer üben musste/wollte oder Fragen hatte. Am Samstag Nachmittag gab es dann jede Menge Irimi nage – dessen „hart“ geworfene Form ich ja noch nie gelernt hatte. Gerade da habe ich viel von meinen Trainingspartnern gelernt (danke vor allem an Peter für die „Nachhilfe“ vor dem Training 🙂 ) und richtig viel Spaß gehabt, so dass nicht nur das Fallen dann irgendwann ganz gut lief sondern ich auch langsam ein besseres Gefühl und mehr Zutrauen für den Wurf bekam. Auch bezüglich der Führung des Nackens bei Irimi Nage und über Kote gaeshi nehme ich etwas mit. Aber was mich besonders angesprochen hat war eben die Sache mit dem Kontakt und auch das Ukemi. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was genau ich darüber gelernt habe und wahrscheinlich muss sich sowieso alles erst noch setzen und festigen. Aber das Gefühl, dass sich in meinem Körper einstellt, wenn ich mich auf diese Dinge bei den Bewegungen konzentriere, ist einfach super und macht süchtig.
Abgerundet wurde das Wochenende von den netten Leuten, die ich kennen lernen durfte und die mich als „Neue“ wirklich sehr freundlich und offen aufgenommen haben.
So, und wann ist der nächste Lehrgang???
Sonja
All is not lost
Januar 17, 2008
Peters und Stefans Gesichtsausdruck auf dem Foto (das viertletzte Foto auf der Seite) vom Training mit Jorma Lyly spiegelt 1a wieder, was sich diese Woche beim Trainieren größtenteils in meinem Kopf abgespielt hat: „Hääää?!“ Und auch mein Körper konnte nicht immer so ganz genau einordnen, was da gerade mit ihm geschieht, wenn ich Jorma angreifen durfte. Ich hatte unheimlich viel Spaß und fühlte mich wie ein kleines Kind, das seinen ersten Zauberkasten auspackt und feststellt, dass dieser so einfach aussehende Seiltrick ums Verrecken nicht funktionieren will… Es schien mir nicht, als ob ich das was ich bei Jorma sah wirklich verstehen, geschweige denn umsetzen konnte.
Am Donnerstag durfte ich dann für Jules in Esslingen Training geben und habe plötzlich bemerkt, dass sich irgendwas anders anfühlte. Ich kann nicht genau sagen was, aber ich würde es in Richtung „Kontakt“ einordnen. Meine Aufkerksamkeit – geistig und körperlich – hat sich irgendwie leicht verschoben und eine Tür scheint einen Spalt weit aufgegangen zu sein. Um in diesen Spalt meinen Fuß reinzubekommen, fahre ich dann heute auch gleich nach Düsseldorf, um Jorma dort nochmal erleben zu dürfen. Es scheint also, als wäre doch was hängen geblieben und Polen noch nicht ganz verloren – um es mal mit dem Lieblingsspruch meiner Oma auszudrücken.
Technisch gesehen habe ich also jede Menge zu verdauen. Aber auch sonst nehme ich eine Menge mit. Food for thought wäre untertrieben, Buffet for thought kommt schon eher hin. Jorma sagte im Gespräch ein paar Sachen, die ich wirklich ganz klasse fand. Das eine war (sinngemäß und frei übersetzt): „Wir reden im Aikido immer davon, Uke zu kontrollieren. Das hört man ständig. Aber wer oder was gibt uns eigentlich das Recht irgendjemand anderen als uns selbst kontrollieren zu wollen?!“ Und beim Üben einer Technik: „Man wirft Uke nicht. Man hilft ihm zu Boden, zu einem sicheren Ort.
Diese Ebene des Aikido finde ich einfach unglaublich interessant und ich sauge es auf wie ein Schwamm, wenn mich jemand an seinen Ideen und Ansichten dazu teilhaben lässt. Aikido jenseits der Matte im täglichen Leben, zur Verbesserung der menschlichen Interaktion und Kommunikation. Können Konflikte vielleicht nicht nur gelöst werden, sondern sogar zu einer Art Synergie führen? Ich habe eine Definition von Synergie im ökonomischen Bereich gefunden, die man meiner Meinung nach auch für das Leben und Aikido nutzen kann: „Insbesondere bei Unternehmenszusammenschlüssen als Begründung verwendeter Effekt, der ausdrücken soll, dass bei optimaler Kombination von Einzelelementen die sich ergebende Gesamtheit mehr ist als die Summe der Einzelteile.“ Ist sowas möglich? Ich habe auf jeden Fall Lust darauf, darüber nachzudenken und mit dieser Idee auch körperlich rumzuspielen.
Auf nach Düsseldorf…
Sonja
PS: Und noch ein Nachtrag. Jorma sagte in dem Interview im Aikido Journal, dass er denkt, dass man in sich selbst Raum für Uke schaffen muss. Ich hatte das nicht verstanden und bat ihn, mir das zu erklären. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann meinte er folgendes: Wenn es keinen Raum für Uke gibt, dann steht Kraft gegen Kraft. Erst wenn man in sich Raum für Uke lassen kann, können die Energien zusammengeführt werden. Ich denke darum geht es bei Musubi und für mich bedeutet das auch irgendwie, dass ich diesen Raum erst dann erschaffen kann, wenn ich nicht nur voll von mir selbst bin. Noch etwas, worüber es sich für mich lohnt, nachzudenken.
Beschwerden
Dezember 16, 2007
…hagelt es gerade, weil es so lange keine neuen Blog-Einträge gab. Mein Tip: selbst mal einen schreiben 🙂
In den letzten Wochen hatte ich wenig Drang dazu, meine Gedanken hier festzuhalten. Das hatte einerseits mit Zeitmangel zu tun, andererseits aber wohl auch damit, dass der Herbst derart voll war mit Training, Lehrgängen, Workshops, etc., dass ich tatsächlich ein bisschen müde war. „Burn-out“ heißt das wohl auf neudeutsch.
Außerdem sind mir seit dem Lehrgang mit Larry Reynosa viele Dinge im Kopf rumgegangen, die ich erst mal sacken lassen musste und wollte. Zur Strafe hat sich jetzt so viel in meinem Hirn angesammelt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Vielleicht am besten mit dem, was mich am meisten Nachdenken ließ in den letzten Wochen. Ein Thema das bei dem Lehrgang mit Reynosa Sensei klar auf den Tisch kam, war das des Vertrauens. Wie ich am eigenen Leib bzw. an der eigenen Kehle erfahren durfte. Seine Message: „Don´t trust anybody!“ Auch nicht deinem Sensei oder deinem Vater. Ohne Frage lebt Reynosa Sensei in einem Umfeld, in dem diese Lebensmaxime nicht nur legitim sondern sogar notwendig ist. Sein Anliegen scheint es zu sein, Menschen dabei zu helfen, in einer gewalttätigen Umwelt zu überleben. Nach allem was ich am eigenen Körper so gespürt habe, hat er das auch wirklich drauf und ich hege keinerlei Zweifel an der Effektivität seiner Technik. Aber das was ich im Bauch hatte als ich nach dem Lehrgang wieder nach Hause fuhr, war nicht das warme, enthusiastische Kribbeln, das ich von Lehrgängen kenne, die mich inspirieren und die mir das Gefühl geben, mit anderen verbunden zu sein. Gerade letzteres hat für mich enorme Bedeutung. Im Prinzip läuft es darauf hinaus (welch Widerspruch), was Reynosa Sensei am Anfang des Lehrganges selbst sagte: Wir sind alle verbunden (spätestens seit O-Sensei keine revolutionäre Neuigkeit – ich weiß) und deshalb hat alles, was wir als Individuen tun eine Auswirkung auf die gesamte Menschheit. Was einerseits Verantwortung für uns selbst und die Menschheit bedeutet, ist andererseits für mich persönlich gleichzeitig soetwas wie Trost oder Sicherheit. Was würde es in diesem Kontext bedeuten, niemandem mehr zu trauen? Könnte man da noch diese Verbindung zulassen? Misstrauen ist für mich immer vergleichbar mit einer Tür die ich fest verschließe. Ein anderer Gedanke, der mir bei Misstrauen sofort durch den Kopf geht ist der der Angst. Kann man misstrauisch sein ohne Angst und umgekehrt?
Ein Studienfreund von mir, seines Zeichen paranoider Zyniker, sagte lange bevor ich Aikido kannte mal so etwas ähnliches wie Reynosa Sensei zu mir. Meine Antwort war ein naives „Lieber die Tür aufmachen und mal verletzt werden als immer die Schotten dicht zu haben. Was für ein Leben ist das denn, wenn ich niemandem vertraue und so keine echten Beziehungen eingehe?“ Vertrauen und Beziehungen gehen für mich Hand in Hand. Eines geht nicht ohne das andere. Natürlich ist Vertrauen immer ein Risiko. Manchmal ein lebensgefährliches, schätze ich, besonders wenn man in LA oder der Bronx lebt. Aber wenn ich mir nun wieder vor Augen führe, dass mein Handeln immer die ganze Menschheit beeinflusst, dann kann ich nicht mit ruhigem Gewissen empfehlen, dieses Risiko nicht einzugehen. Gewalt erzeugt Gegengewalt, Kraft erzeugt Gegenkraft. Auch das ist spätestens seit Aikido nicht neues. Was also erzeugt Misstrauen?
Vielleicht bin ich einfach – wie Reynosa Sensei sagte – nur nicht bereit dazu, meinen „place of comfort“ oder das was ich kenne und beherrsche aufzugeben und mir fehlt der Mut dafür, diese Einstellung zu übernehmen. Oder ich hab die Message nicht richtig kapiert. Aber mir ist auf jeden Fall wieder etwas klarer geworden, warum ich Aikido mache und was ich mit Aikido erreichen möchte. Und dass sich das unter Umständen ganz schön davon unterscheidet, was andere in Aikido sehen und suchen. Trotzdem hat alles seine Berechtigung.
Im Kontext von Vertrauen und Misstrauen musste ich – liegt ja nahe – auch viel über Ukemi nachdenken. Martin sagte im Auto zu mir etwas in der Art: „Jedes Mal wenn ich als Lehrer jemanden in die Mitte hole um eine Technik vorzumachen ist das wie eine unausgesprochen Bitte mir zu vertrauen. Man braucht das Vertrauen von Uke, denn man sagt ja quasi „Greif mich an, aber vertraue mir, dass ich dir nicht weh tun werde.“ Jemanden in dieser Sitation zu verletzten, ist ein Vertrauensbruch.“ Darin liegt für mich unheimlich viel Wahrheit und Bedeutung. Meiner Erfahrung nach wächst durch das gemeinsame Training das Vertrauen zueinander (und auch das Vertrauen in sich selbst – interessant…). In den meisten Fällen jedenfalls. Je mehr Vertrauen ich meinen Trainingspartnern und Mitmenschen entgegen bringen kann, desto mehr Vertrauen bekomme ich (fast immer) zurück. Das Resultat: Ängste werden unnötig, Offenheit beginnt und ein echter Austausch (oder mit anderen Worten: Kontakt!) wird möglich. Dann kommt auch zum Vorschein, dass wir eben doch alle verbunden sind und Trennung nur eine Illusion ist. Habe ich O-Sensei falsch verstanden, dass es darum bei Aikido geht? Wenn ich die Menschheit jedenfalls in irgendeiner Weise beeinflussen wollen würde, dann in dieser. Bin ich mit dieser Einstellung schon auf die Schnauze geflogen? Klar. Aber ich habe dadurch auch schon vieles erlebt, was mein Leben extrem bereichert hat.
Sonja
Zweierlei
November 30, 2007
1. Gestern war das Pohlmann-Konzert und der Vollständigkeit halber möchte ich festhalten, dass Herr Pohlmann und seine Band zu meiner Freude mit „Bruce Lee“ den Abend begannen. Was folgte war ein wirklich tolles Konzert und wer bisher nicht durch meine Blogeinträge auf Pohlmann neugierig geworden ist dem sei gesagt, dass er/sie was verpasst. Aber genug der Werbung.
2. Hier noch schnell ein Link zu einem Thread bei Aikiweb, den ich sehr interessant finde. Demnächst zu diesem Thema vielleicht mehr, wenn meine Gedanken ausgegorener sind.
Sonja
Anleitung zum Bloggen
November 21, 2007
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