Onegaishimasu!

Mai 31, 2007

Gerade bin ich bei Aikiweb über einen Thread mit diesem Titel gestolpert und als bekennender Fan von Etikette musste ich natürlich sofort nachlesen, was es da Spannendes zu Lernen gab. Mal wieder gab mir Aikiweb interessante Denkanstöße.

Am letzten Wochenende in Heidenheim wurde – wie bei Takemusu und den meisten anderen Verbänden außer dem DAB üblich – beim Abgrüßen und vor dem Trainieren mit jedem Partner diese Formel benutzt. Das Pendant am Ende des Trainings lautet Domo arigato gozaimashita. Jules und ich hatten dies, als wir unsere Gruppe in Plattenhardt gründeten, ganz bewusst auch eingeführt und ich bin froh darüber. Nicht nur, weil unsere Schüler, wenn sie auf Lehrgänge außerhalb des DAB gehen, nicht verlegen aus der Wäsche schauen, wenn sie jemand so anspricht. Sondern auch, weil ich finde, dass diese Formeln einen wichtigen Beitrag zur Trainingsatmosphäre leistet.

Man sagt onegaishimasu, wenn man jemanden höflich zu etwas auffordern oder um einen Gefallen bitten möchte (die Herleitung kann man hier nachlesen). Im Aikido-Kontext bedeutet es also quasi „bitte trainiere mit mir“ oder auch „bitte lass mich von dir lernen“.  Eine weitere (wahrscheinlich etwas freiere) Übersetzung die ich gelesen habe war „bitte lass uns diesen Moment miteinander teilen“. Die enthaltene Höflichkeit und der Respekt sind unübersehbar. Für mich persönlich ist es aber nicht nur eine Bitte an meinen Trainingspartner. Es ist auch eine Erinnerung an mich selbst, wie ich ihn oder sie behandeln sollte. Und wie ich trainieren sollte.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man jede Technik so trainieren sollte, als übe man sie zum ersten und zum letzten Mal und dass man jeden Partner so behandeln sollte, als hätte man noch nie mit ihm trainiert und als hätte man auch nie wieder die Gelegenheit dazu (bei manchen – zum Glück wenigen – Trainingspartner hat man allerdings den Eindruck, sie legen das als „nach mir die Sinnflut“ aus). Das passt zu der Übersetzung „bitte lass uns diesen Moment miteinander teilen“. Ich habe das selbst schon oft erlebt: Mein Tag war besch***en, das Wetter nervt, es war immer und überall Stau und mir sind mehr als nur ein paar Läuse über die Leber gelaufen. Dann gehe ich in´s Training und packe zusammen mit meinem Hakama und Gi auch gleich meine schlechte Laune mit ein. Dann trainiere ich und je besser ich meinen Trainingspartner kenne, desto mehr lasse ich meine schlechte Laune an ihm oder ihr aus. Nicht gerade nett, kommt aber ehrlich gesagt mal vor… Leute, die ich nicht so gut kenne, müssen unter meiner Laune viel weniger leiden. Also sollte ich mir das oben Beschriebene zu Herzen nehmen und jeden Trainingspartner so behandeln, als ob ich zum ersten Mal mit ihm trainiere. Das beinhaltete auch, unvoreingenommen zu sein, sorgfältig, höflich und respektvoll.  Die meisten Leute, mit denen ich richtig gerne trainiere sind nicht (nur) deshalb Lieblings-Trainingspartner, weil sie ein tolles Aikido machen, sondern weil die Aikido-Chemie beim Üben mit ihnen stimmt. Ich möchte selbst auch solch ein Trainingspartner sein. Onegaishimasu erinnert mich immer auf´s Neue daran.

Sonja

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