I keep on falling…
Juli 31, 2007
Mein Blog-Titel ist heute frei nach Alicia Keys gewählt – in memoriam des Singstar-Abends vom Samstag. Da gab es Momente, die ich wohl nicht so schnell vergessen werde, und die ein oder andere Gesangsüberraschung.
Auf der Tannhütte hatte ich Gelegenheit, mit Carsten ein bisschen über Ki-Aikido zu sprechen und ich glaube ich fange langsam an, diese mir bisher eher fremde Stilart besser zu verstehen. Carsten sprach über die Idee der „idealen Fallgeschwindigkeit“, die mit ein Grundbaustein der Taigi zu sein scheint. Obwohl ich teilweise noch nicht ganz von der Idee bzw deren Umsetzung überzeugt bin (was zweifelsohne an mangelndem Wissen und Verständnis meinerseits liegt), steck da auch etwas dahinter, was ich gut finde. So ganz neu ist mir der Gedanke des „Fallen lassens“ ja nicht – ich erinnere mich da beispielsweise an die Anweisung „be like a waterfall“, die ich auf dem Lehrgang mit Frank Doran bekommen hatte. Aber die Diskussion hat mich auf neue Art daran erinnert und mich zum Nachdenken gebracht.
Mit Christian aus Claustal führe ich per E-Mail gerade eine interessante Diskussion zum Thema Ki. Was ist Ki bzw entsteht Ki aus Technik oder Technik durch Ki, etc. ? Meine Vorstellung von Ki hat sich über das letzte Jahr sehr verändert und momentan betrachte ich Ki nicht als Energie, die aus mir heraus entsteht, sondern die durch mich durch fließt. Ich nutze nur etwas, das sowieso schon da ist, indem ich mich dafür öffne und indem ich (mal rein technisch gesehen durch richtige Position, Ma-ai, etc.) die notwendigen Vorraussetzungen dafür schaffe, dass diese Energie oder Kraft von dort wo ich sie herhole bei Uke ankommt. Gestern Abend im Training sagte ich z.B. bei Ikkyo tenkan, dass man sich die Kraft aus dem Boden holt. Bei Entwurzelungs-Techniken erscheint mir das ganz klar und auch überhaupt nicht esoterisch. Um bei Ikkyo tenkan zu bleiben (genauer gesagt die Stelle, wo man hinter Uke eintritt und den Ellbogen hinter Uke und nach oben führt): Ich bringe meinen Körper in eine Position, in der er die Verbindung zwischen Erde und Uke ist. Je stärker Uke drückt und dagegen hält, desto stärker werde ich bzw desto stärker ist die Kraft, die wieder zu Uke zurückkommt, denn die Erde kann Uke ja schlecht wegdrücken 🙂 Ich nutze also nur die „Kraft“ der Erde ohne selbst Muskelkraft anwenden zu müssen. Das geht natürlich einher mit adäquater Technik – ohne diese kann die erwähnte Kraft nicht „angezapft“ werden.
Genau so stelle ich mir das mit dem Fallen-lassen vor. Nur wenn ich mich an der richtigen Stelle befinde und das richtige Timing habe, kann ich die Kraft der Natur (ganz konkret in diesem Fall die Schwerkraft – auch eine Kraft/Energie die von der Erde ausgeht, wie mir gerade auffällt) ausnutzen. „Aikido is the art of hitting people with planets.“ Keine Ahnung, wer das gesagt hat, aber ihn oder sie würde ich echt gerne mal kennenlernen, denn ich finde in diesem Spruch, der mir erst wie ein netter Witz erschien, immer mehr Wahrheit.
Auf die weiteren Konnotationen des Fallen-lassens im philosophischen Sinn muss ich wohl nicht weiter eingehen. Sabine sagte neulich zu mir „Aikido ist echt wie das Leben. Es geht immer nur darum, loszulassen.“ Wohl wahr.
Sonja
PS: Was ich noch erwähnen wollte: Gestern hatten wir außer Heike und Oli auch zwei Yudansha zu Gast im Training (Sven und Zoran) und ich hatte den Eindruck, dass dadurch das Training an Dynamik gewonnen hat. Selbst wenn die Danträger mal unter sich trainieren anstatt mit einem Kyugrad, steckt das dynamische Trainieren offensichtlich an und breitet sich über die Matte aus. Mentale Notiz: Dynamischer vormachen, dann wird auch dynamischer trainiert.
Wort zum Donnerstag
Juli 26, 2007
Nach meinem letzten Blog-Eintrag hatte ich schon fast erwartet, dass mich die netten Jungs vom roten Kreuz mit Blaulicht und Zwangsjacke abholen kommen 🙂
Ben mailte mir gestern Abend einen Link zu einer (englischen) Website, die sich mit dem Thema der Effektivität von Kampfkünsten befasst. Diese Diskussion, die in einschlägigen Internet-Foren immer wieder bis zum Erbrechen aufgewärmt wird, ist mir eigentlich mittlerweile gleichgültig. Trotzdem setze ich jetzt mal den Link hier rein, denn die Seite ist wirklich sehr nett. Und hier gleich der Spoiler – nämlich das Ergebnis, zu dem der Schreiber der Website kommt – vorweg:
Without claiming to possess them (the martial arts), what I can tell you is that there are indeed incredible „truths“ to be discovered through the martial arts. By nature, these revelations are more along the lines of self-improvement.
But now for a little reality break… these revelations aren’t through any guru, master, expert or style. These „truths“ are far more personal than that. It is through your own understanding, learning, depth and growth that you will discover these truths about yourself and who you are. That puts the onus of thinking and understanding on you. You don’t have to „find“ what works, but rather through hard work, practice and skull sweat create within yourself something that works. That is how you „master“ something: By making it part of you and your awareness. Until you make it part of you, and with your particular understanding, manifest it in your own way, all you are doing is imitating someone else. No matter how proficient your mimicry, until you take this step for yourself, all you are doing is aping your teacher.
In short, which art, your lineage or who your teacher is doesn’t matter…. because it is not about those things. It is about you, what you do and who you are.
Das Wort zum Donnerstag.
Sonja
1:1 und doch kein Fußball
Juli 24, 2007
Das Training gestern Abend hat mich innerlich wirklich etwas von den Socken gehauen, und das nicht nur, weil dabei Sätze vom Wochenende aufgetaucht sind, an die ich mich schon gar nicht mehr erinnern konnte (und ich hätte auch nicht gedacht, dass Ben sich noch daran erinnern könnte) 🙂 Ich hätte mir gestern abend gewünscht, dass jemand meine Gedanken während des Trainings in meinem Kopf notiert, damit sie mir nicht gleich wieder entfallen… Für sowas ist so ein Blog dann ganz nützlich, denn da kann man bzw ich dann diese Gedanken festhalten.
Ich bin immernoch am Herumdenken um Atteru und Kontakt. Auch gestern haben wir das gegen den Angriff ai hanmi geübt. Und plötzlich trafen Atteru und die Idee eines gemeinsamen Mittelpunktes zusammen. Na klar – zwei Energien treffen aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander. Der Konflikt findet in der Mitte statt, also dort, wo sich die Energien gegenüberstehen und wo sie sich berühren. Um diese Mitte herum muss die Konfliktlösung passieren. Das macht Sinn im technischen und im philosophischen Kontext. Toll, wenn man von Dingen, die man auf einem Lehrgang vor fast einem halben Jahr gehört hat, noch so lange zehren kann – in diesem Fall von dem, was Jorma Lyly in Herrenberg erzählt hat.
Und noch etwas fiel an seinen Platz (wie man auf englisch so schön sagt). Auch Jules erwähnte am Wochenende, dass man beim Anlehnen sein eigenes Zentrum ein kleines bisschen aufgeben muss. Lyly hatte das in Herrenberg auch erwähnt. Erst hatte ich das nicht kapiert. Wieso soll ich als Nage mein Zentrum aufgeben?! Ist doch irgendwie hirnrissig. Aber mittlerweile habe ich das überdacht und stimme absolut zu. Wenn wir von „Anlehnen“ sprechen, dann geht es (egal ob Nage oder Uke) ja nicht darum, sich so weit aus dem eigenen Zentrum zu begeben, dass man – würde der andere plötzlich loslassen – umfallen würde. Sondern es geht darum, Kontakt aufzunehmen, dem anderen entgegen zu kommen, aber ohne dabei das eigene Zentrum zu verlieren. Im Atteru-Artikel spricht der Autor davon, dass Endo Sensei, wenn er ohne Atteru angegriffen wird, erst mal Uke „wegschiebt“ und so durch sein eigenes Atteru Uke zeigt, dass er genau das auch tun muss.
Nicht nur Uke lehnt sich an. Auch Nage muss das tun. Sonst geht der Kontakt nur in eine Richtung. Vielleicht kann man sogar so weit gehen zu sagen, dass man nur dann echten Kontakt zurückbekommt, wenn man ihn selbst auch gibt. Auch im übertragenen Sinn würde das Sinn machen. Jede menschliche Beziehung, egal ob freundschaftlicher, geschäftlicher oder romantischer Art, ist eine Kontaktaufnahme. Wenn beide bereit sind, sich anzulehnen – also Kontakt aufzunehmen und so die Sicherheit des eigenen Zentrums bzw des eigenen Standpunktes für einen Augenblick zumindest zu überdenken – dann kann man sich in der Mitte treffen. Das bedeutet für mich nicht, dass es darum geht, faule Kompromisse zu treffen (Terry Dobson nennt dies „0-0-Ergebnisse“, bei denen beide Seiten weder gewinnen noch verlieren; im Gegensatz zu 1-0-Ergebnissen, bei denen einer gewinnt und der andere verliert – das denkbar schlechteste Ergebnis bei einem Konflikt. Das optimale Ergebnis ist ein 1-1-Ergebnis, auch wenn die Fußballer unter uns sowas natürlich nicht gerne hören…). Mal ehrlich – wann sind wir in einem Konflikt denn schon 100%ig im Recht? Und was bedeutet das überhaupt, im Recht zu sein? In 99% der Fälle sind wir doch irgendwie am Entstehen eines Konfliktes beteiligt, wenn auch oft ungewollt oder unbewusst. Deshalb scheint es mir nur sinnvoll, die eigene Rolle in einem Konflikt zu überdenken und zumindest zu versuchen, den Standpunkt des anderen nachvollziehen zu können.
Techniken haben immer einen Mittelpunkt, der zwischen Uke und Nage liegt. Um diesen Mittelpunkt dreht sich alles. Wie im Universum. Interessanterweise ist ja jeder gedachte Punkt des Universums auch dessen Mittelpunkt (ich hoffe ich habe im Physikunterricht richtig aufgepasst). Auch wir leben jeder von uns in einer eigenen kleinen Welt um die herum sich alles andere dreht. Wenn man den Drehpunkt zumindest mal zwischen sich und die anderen verlegen kann, anstatt sich selbst als Nabel der Welt zu betrachten, muss das doch mal im ganz Kleinen ein guter Anfang sein, um die Menschheit zu vereinen, so wie O-Sensei sich das gedacht hat. Zumindest theoretisch.
Sonja
Hüttenseminar die 2.
Juli 22, 2007
Ich mag gute Traditionen. Und ich mag gute Aikido-Seminare. Was für ein glücklicher Zufall, wenn beides zusammentrifft 🙂 Wie z.B. beim Hüttenseminar der Esslinger auf der Tannhütte, das am letzten Wochenende zum zweiten Mal stattfand. Ich bin ja manchmal eher Zweckpessimist und traue mich nicht, mich zu sehr auf etwas zu freuen, damit ich nicht durch unvorhergesehene Zufälle enttäuscht werde (wie beim Lehrgang in Kronau). Aber auf dieses Wochenende hatte ich mich echt gefreut und die Vorfreude wurde wirklich nicht enttäuscht.
Die zwei Tage auf der Hütte bevor der Lehrgang anfingen, waren schon mal eine nette Einstimmung für mich und ein Miniurlaub erster Güte. Ich habe gelernt, wie man Feuer macht und Holz hackt (vielleicht lerne ich nächstes Jahr auch, wie man letzteres macht ohne sich Blasen an den Händen und einen Sonnebrand zu holen) und mich mit Tips zum Prüfungprogramm zum 4. Kyu revanchiert. Danke, dass ich mitkommen durfte, Carsten!
Leider fing der Lehrgang für Jules dann ja nicht so gut an, weil er sich direkt vor dem ersten Training den Kopf aufgestoßen hatte und ins Krankenhaus musste, nur um sich einen Haufen Flüssigpflaster (ha – schon der erste Running Gag des Wochenendes) und eine Tetanussspritze einzufangen
Das Wetter war größtenteils besser als es hätte kommen können und schlechter als letztes Jahr. Zumindest konnten wir alle Trainings am Samstag durchziehen. Leider wurden die Lagerfeuer abends meist so gegen 22 h derbe durch Regen unterbrochen, aber der Aufenthaltsraum in dem ich mich immer irgendwie wie ein Mitglied der Trapp-Familie fühle, ist ja auch sehr gemütlich – vielleicht war es gerade dieser Charme, der dazu geführt hat, dass es dieses Mal an beiden Abenden Gesang und Gitarrenmusik gab statt nur an einem. Doch dazu später mehr.
Die Trainings waren für mich persönlich sehr intensiv und konzentriert. Dadurch, dass wir ja quasi nicht rollen konnten, kam es weniger zu Hauruck-Würfen und man musste langsamer und bewusster arbeiten. Ich habe Dinge weiter versucht auszubauen, die mich in letzter Zeit beschäftigen. Klar, das waren mal wieder Kontakt und Co. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich mein Körpergefühl beim Trainieren über die letzten Monate stark verändert hat. Ich glaube (Achtung – Widerspruch in sich selbst) dass mein Kopf weniger stark arbeitet und ich sehr viel mehr in meinem Körper bin und mehr spüre. Nicht nur mich sondern auch Uke. Ich merke mittlerweile viel besser, sobald der Kontakt zwischen mir und meinem Trainingspartner abreisst (egal in welcher Rolle ich mich befinde), was mir natürlich selbst aufzeigt, wo Probleme in meiner Technik liegen, mir aber auch besser zeigt, wo Korrektur oder Tips hilfreich sein könnten.
Jules hat es für meinen Geschmack am Wochenende wirklich gut hinbekommen, Schwert und Tai waza zu kombinieren und das Verbindende herauszuarbeiten. Dabei ist mir auch mal wieder einiges klar geworden.
Mir hat auch die Shiatsu-Session tierisch gut gefallen, obwohl es danach schon etwas Selbstmotivation gekostet hat, wieder zu trainieren (wenn ich mich nicht schwer täusche, fanden sich hinterher auf der Matte mehrere Flecken die verdächtig nach Wohlfühl-Sabber aussahen 🙂 ) .
Nach ausreichendem Training gab es dann abends lecker Essen von Ben gekocht oder vom Schwenkgrill („noch jemand Schafskäse?!“) und hinterher Whiskyprobe und 1a Gitarrenmusik von Olli, Volker und Ben. Dank Volkers Geistesgegenwart bezüglich seines Liederbuches kamen wir am zweiten Abend tatsächlich mal über die ersten Strophen hinaus (böse Zungen behaupten, es waren gar nur Fragmente, die uns einfielen – tststs). Ich fordere ein Tannhütten-Gesangbuch für 2008. Dann gibt es auch keine Entschuldigungen mehr.
Ich freue mich jetzt auf die Fotos vom Wochenende, obwohl sie natürlich nicht widerspiegeln können, wie viel gelacht wurde und wie nett die Stimmung zwischen den meist „alten Tannenhütten-Hasen“ war. Danke auf jeden Fall nochmal an Carsten für die Organisation und an Jules für die Trainings. Auch wenn mein Gedächtnis durch Whisky und Wein leicht getrübt gewesen sein mag, werde ich das Wochenende in prima Erinnerung behalten.
Sonja
Philosophy in motion
Juli 18, 2007
Gestern Abend ging ich sehr beschwingt zu Bett und hatte immer noch die letzte Technik „in den Knochen“ (auf positive Art und Weise), die Martin mit uns im Training machte – Ikkyo gegen ushiro ryote tori in einer abgewandelten Version, die wir zwar schon einmal gemacht hatten, aber das ist eine ganze Weile her und damals hat sich das für mich noch ganz anders angefühlt.
Martin hatte einen „runden Abend“ gestern und die Techniken waren sehr fließend, also eben rund, ein besseres Wort fällt mir dazu nicht ein. Gerade die erwähnte letzte Technik hatte es mir besonders angetan. Ich habe da zusammen mit Holger gearbeitet und er hatte anfangs ziemliche Probleme damit, das nachzumachen, was Martin da gerade gezeigt hatte. Wir haben dann zusammen daran gearbeitet und ich fand es ganz schön schwierig, diese Technik zu erklären und zu erkennen wo und warum Holger damit Probleme hat. Letztendlich haben wir es dann aber hinbekommen und Holger durfte sogar in der Mitte vormachen, worauf es Martin bei der Technik ankam. Cool! 🙂 Ich glaube wir haben beide viel dabei gelernt.
Überhaupt hatte ich gestern ein richtig tolles Training. Rund in jeder Hinsicht. Ich wurde daran erinnert, dass vieles einfach auch an der eigenen Einstellung liegt, daran was man selbst mit ins Training bringt, was man bereit ist zu geben, und was man bereit ist, anzunehmen. Früher hätte ich immer kotzen können, wenn mir meine Eltern mit Schulweisheiten kamen 🙂 , aber an Sprüchen wie „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ ist schon irgendwie was dran…
Hinterher im Clubraum gab es dann eine interessante Diskussion zwischen Martin, Jochen, Georg, Birgit und mir zum Thema „was wollen wir eigentlich von Aikido“ bzw. „worin liegt für uns die individuelle Faszination“. Und dann haben wir gleich noch diskutiert, was einen „guten“ Aikido-Lehrer ausmacht. Im Nachhinein denke ich, dass sich diese Themen eigentlich sogar überschneiden.
Ich habe danach noch länger darüber nachgedacht, warum es gerade Aikido ist, das ich mache und was mich fasziniert und gefangen hält. Martin sprach davon, dass ihn von Anfang an die Kraftlosigkeit des Aikido fasziniert habe (ich glaube an die habe ich lange Zeit gar nicht richtig geglaubt und hatte die eher für so eine Art Mythos gehalten, so wie den Yeti o.ä. 🙂 ). Jochen sprach von Absichtslosigkeit und Gegenwärtigkeit und anderen Dingen – den genauen Wortlaut seiner Definition bekomme ich leider nicht mehr zusammen.
Für mich fing Aikido irgendwie ganz harmlos an. Ich ging da hin, weil Jules damals die Idee hatte, doch mal zusammen sowas anzufangen. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dort ein „Hobby“ für´s Leben (im wahrsten Sinne des Wortes) zu finden. Anfangs war es ein toller Sport mit netten Leuten und einfach nur sauschwer 🙂 Je länger ich dabei bin, desto mehr Tiefe finde ich, desto mehr Dinge erregen meine Aufmerksamkeit und desto mehr Details (nicht nur technisch) fallen mir auf, die ich verstehen will. Irgendwann wurde mir klar, dass Aikido (von mir ja anfangs als netter Sport total unterschätzt) quasi meine Weltanschauung in Fleisch und Blut ist. Nicht Poetry in motion sondern Philosophy in motion. Ich glaube, das ist es, was ich persönlich in Aikido suche und finde. Und je länger ich dabei bin, desto mehr spüre ich dies auch wirklich körperlich in den Bewegungen. Nicht, dass ich das alles verstehen würde. Aber Aikido ist für mich einerseits ein philosophischer Wegweiser und andererseits eine unerwartete Art, Philosophie körperlich wahrzunehmen. Total spannend!!! Und wenn ich Techniken wie z.B. die von gestern Abend übe, dann merke ich einfach, wie ich vom Fluss und von der Rundheit des Aikido sprichwörtlich abhängig geworden bin 🙂
Kommen wir zum zweiten Thema des Abends: Was macht einen guten Aikido-Lehrer aus? Ein für mich noch ungeklärte Frage ist Georgs Vermutung, dass es keine schlechten Lehrer gibt, nur Lehrer, die nicht auf der eigenen Wellenlänge liegen. Ich denke, bis zu einem gewissen Punkt stimmt das auf jeden Fall, aber ich muss diese Frage noch ein bisschen mit mir rumtragen, bevor ich zu einem Ergebnis komme. Was aber aufjeden Fall stimmt, ist, dass jeder bei einem Lehrer etwas anderes sucht (so wie oben beschrieben bei Aikido generell). Jochen möchte z.B., dass ihn ein Lehrer neugierig macht und mehr als nur Technik bespricht. Das kann ich, glaube ich, nachvollziehen. Für mich muss ein guter Lehrer enthusiastisch sein, fühlbare Liebe für Aikido haben, und in mir dafür ein Feuer entfachen können. Gute Technik ist mir natürlich auch wichtig, aber das allein würde mich nicht dazu bringen, bei jemandem zu trainieren. Und was Martin sagte, finde ich ebenfalls zutreffend: Ein guter Lehrer darf selbst nie stehen bleiben und aufhören, sich weiter zu entwickeln. Mit anderen Worten, ein guter Lehrer bleibt selbst immer auch Schüler.
Daneben gibt es noch andere Dinge, die einen guten Lehrer (für mich) von einem weniger guten unterscheiden, aber die sind eher zweitrangig. Sollte mir noch was Wichtiges einfallen, werde ich es ergänzen 🙂
Heute Abend geht es dann ab zum Hüttenseminar. Ich freue mich schon diebisch auf das Training, die nette Gruppe und auch auf das Shiatsu. Ach ja, und auf den Whisky 🙂
Sonja
Training am Freitag
Juli 17, 2007
Da ich den Verdacht habe, dass „Le Blög“ regelmäßiger gelesen wird als unsere Website hier nochmal die Meldung: Am Freitag den 20.7. findet kein reguläres Training statt. Stefan und Juanita haben die Dojo-Schlüssel und wer ein freies Training machen mag, sollte sich mit ihnen in Verbindung setzen.
Sonja
Marc-anter Montag
Juli 17, 2007
Sorry, schlechtes Wortspiel, ich weiß 🙂 Konnte ich mir aber trotzdem nicht verbeissen 🙂
Eigentlich wollten Jules und ich Marc gestern abend einfach mal ein bisschen was vormachen lassen, damit er sich an die Situation gewöhnt, vor den Augen aller zu zeigen, was er kann. Dann hat er uns dermaßen überrascht, dass wir einfach immer weiter gemacht haben, und ehe wir uns versahen waren wir durch das Programm für den 5. Kyu durch, samt Kokyo ho und Fallschule vorwärts, rückwärts und hart 🙂
Marc, dein regelmäßiges Trainig hat sich augenscheinlich ausgezahlt – gut gemacht gestern! Herzlichen Glückwunsch zum Gelbgurt (nicht vergessen: ich brauche noch deine Gürtellänge)! Mit dem Feiern müssen wir dann eben bis nächste Woche warten.
Sonja
Einer geht noch…
Juli 10, 2007
…also, noch ein Blog-Eintrag zur Prüfung. Hier kommen nämlich noch ein paar Fotos, die Volker gemacht hat:
Los geht´s:
Yokomen uchi:
Wir beobachten Fabi:
Drei mal Freude:
Geschafft – Nidan!!! :
So, das war´s,
Sonja
Nachtrag
Juli 9, 2007
Nachdem ich von Christian darauf hingewiesen wurde, möchte ich nun an dieser Stelle noch nachtragen, dass auf dem Horn auch noch weitere Prüfungen stattgefunden haben. Agnes aus Hamburg und Gaby aus Jagstheim haben ihre Prüfung zum 1. Dan bestanden und ein Jugenddan wurde durch die mündliche Prüfung in einen 1. Dan umgewandelt. Natürlich gilt meine Gratulation auch diesen drei 🙂
Dann hier noch schnell ein paar Fotos, die ich endlich aufhellen konnte, aber nicht mehr in die Fotogalerie auf unserer Website gepasst haben. Außerdem folgen demnächst noch ein paar schöne Fotos, die Volker uns zugemailt hat.
Jules bei der 2. Kata:
Ude kime nage:
Und nochmal:
Die Prüflinge und ihre Uke:
Fabi und ich in der Pause:
Düe Übergabe der Urkunde:
Sonja
Gestern war es endlich so weit – mit Leoni, Bela und Paul im Gepäck fuhren Jules und ich zur Danprüfung auf dem Herzogenhorn. Wir waren alle weniger aufgeregt als bei der Shodan-Prüfung, aber eine Spur von Adrenalin lag trotzdem in der Luft. Jules und ich hatten beide mit unseren Knien zu tun und bis nach der Überprüfung war nicht klar, ob Volker spontan für mich bei der 2. Kata als Uke würde einspringen müssen. Aber immer der Reihe nach:
Die Überprüfung war ziemlich kurz, eigentlich hätte Jules glaube ich noch ein paar mehr Kokyu nage zeigen wollen 🙂 Alles lief bestens, wir haben sogar ein oder zwei harte Fallschul-Würfe gegen Tenchi nage einfließen lassen können, was Jules sich vorgenommen hatte. Obwohl sie recht kurz war, hat schon die Überprüfung ziemlich viel Spaß gemacht.
Als sie dann erst mal warm waren, haben meine Knie sich dann auch nicht mehr so sehr beschwert und so konnten wir dann auch die 2. Kata zusammen machen. Auch die lief gut.
Als nächstes kam Hanmi handachi. Dieser Teil war so kurz, dass Jules hinterher zu mir sagte: „Entweder ich bin durchgefallen oder es war sehr gut…“ Unsere Knie haben sich allerdings darüber gefreut und waren so für den Teil mit den Jo waza noch ganz gut zu gebrauchen 🙂
Letzterer war glaube ich zusammen mit dem Randori am Schluss mein Lieblingsteil der Prüfung. Da Martin ja oft Stab im Training macht, hatte Jules zum Glück ein ausführliches Repertoire an Techniken in petto, denn die brauchte er auch. Wir gingen davon aus, dass die Prüfer ansagen, wann wir wechseln bzw zum Ende kommen sollen (die Prüfer wiederum dachten, wir machen das von alleine) und deshalb haben wir immer weiter gemacht, bis Jules nach etwa 13 Techniken (6 sind gefordert) irgendwann mal mit Fragezeichen auf dem Gesicht zum Prüfertisch schaute und alle anfingen zu lachen.
Ich fand, dass wir eine sehr intensive, konzentrierte Stimmung bei den Stabtechniken geschaffen haben, das Tempo fühlte sich für mich sehr gut an und trotz Konsequenz und auch mal harter Fallschule waren immer Fluss und Kontakt vorhanden.
Als letztes kam dann das Randori (bei dem es wegen sprachlicher Missverständnisse fast zu rückwärtigen Angriffen gekommen wäre 😉 ) und auch wenn ein Randori wirklich sehr schwer zu beurteilen ist wenn man selbst „drin steckt“, hatte ich den Eindruck, dass es wirklich sehr gut lief. Jules hat viele Techniken gezeigt, konsequent die geforderte „harte Form“ gezeigt und war sehr präsent.
Alles in allem möchte ich Jules ein großes Kompliment für diese Prüfung machen! Besonders wenn ich überlege, dass er sich aufgrund seiner Knieprobleme vielleicht weniger intensiv auf die Prüfung vorbereiten konnte, als er das vielleicht gerne getan hätte. Es ist schön, dass auch er selbst hinterher recht zufrieden wirkte – das finde ich mit das Wichtigste.
Martin durfte sich dann auch noch für einen weiteren seiner Schüler freuen – und beim eigenen Sohn ist die Freude sicher besonders groß. Fabi hat gestern nämlich seine Prüfung zum Jugend-Dan abgelegt und auch die konnte sich wirklich sehen lassen! Besondern viel Spaß gemacht hat es mir, als er Olli gegen yokomen uchi auf die Matte gebatscht hat 🙂
Gut gemacht Fabi, du kannst stolz auf dich sein!
Ich freue mich sehr für die beiden Prüflinge und bin froh, dass ich bei den Prüfungen – teilweise ja sogar aktiv – dabei sein konnte. Danprüfungen sind immer irgendwie etwas besonderes. Der Prüfling darf sich präsentieren, zeigen was er kann und wer er auf der Matte ist. Denn ab dem zweiten Dan wird das ganze ja auch etwas freier und man darf in gewissem Maß selbst bestimmen, was man zeigen will, also was einem wichtig ist und welche Art Aikido man macht und das ist unter Umständen sehr spannend.
Noch dazu waren gestern sehr viele, nette Leute auf dem Horn und die Stimmung war sehr herzlich. Es waren sogar einige „alte“ Freunde aus Hamburg da und es war sehr schön, sie alle mal wieder zu treffen. Ein großer Unterschied zwischen einer Budo-Art wie Aikido und einer „normalen“ Sportart besteht für mich darin, dass man sich gegenseitig auf dem Do begleitet. Man sieht, wie andere ihre Schritte auf dem Weg gehen und kann ein Stück weit daran Anteil nehmen und sich gegenseitig unterstützen. Auch wenn man vielleicht weit voneinander entfernt wohnt. Obwohl jeder seinen eigenen, persönlichen Weg geht, sind unsere Weg doch ähnlich – und das verbindet.
Heute Abend nach dem Training ist Feiern agesagt! 🙂
Sonja