Die Brüste meiner Frau.
Januar 31, 2008
Endlich komme ich dazu, diesen Eintrag fertig zu schreiben…
Im Training wurde die Technik der Hände an sich zum Thema. Wie Jules meinte, erkennt man die Schüler vieler Meister an ihrer Hände. Die Schüler mancher Meister haben Hände wie Schwerter. Tegatana eben. Die Schüler von Yamada sehen oft aus als wurden sie Bälle, Orangen oder sogar Melonen in ihrer Hände halten. Bereits seit geräumer Zeit faszinieren mich die Hände Yamadas.
Und deshalb kam es dazu, dass ich auf der Matte kniete und bewußst meine mit breit gespreizten Fingern Melonen-greifende Hände beobachtete.
Da ging mir ein Licht auf:
DAS sind die Brüste meiner Frau.
Ein Ah-hah-Erlebnis der besonderen Art.
Nachdem meine Frau sich von ihrem Lachanfall erholt hat, freute sie sich, endlich auf einer nutzlichen Art und Weise an meiner Aikido-Entwicklung beteiligt sein zu können. -Seit wenigen Sekunden nach meinem ersten Versuch, ihr die wunderbare Wirkung von Nikkyo auch brachialer Weise nahe zu bringen, zeigt sie sich irgendwie unwillig Bereitschaftsuke für meine Inspirationen zu sein.
O-Sensei meinte, man sollte beim Üben immer lächeln. Behalte ich die Vision der Brüste meiner Frau im Kopf, liegt ein guter Grund zum Lächeln immer auf der Hand…
Ich bin verliebt…
Januar 21, 2008
Das Grinsen das mir noch vom letzten Wochenende ins Gesicht geschrieben steht, spricht wohl Bände und wird mir hoffentlich noch eine Weile erhalten bleiben. Vier Trainings bei Jorma Lyly in Düsseldorf: am Freitag Abend direkt im Dojo von Frank Ostoff und am Samstag und Sonntag in einer etwas größeren Halle. Ich hatte einen Riesenspaß und habe mich mal wieder neu in Aikido verliebt.
Als ich am Sonntag Abend nach langer Autofahrt und Stau zu Hause ankam, lief mir direkt Martin über den Weg und fragte sofort: „Na, wie wars?“ Mir gingen gleichzeitig hundert Sachen durch den Kopf, so dass ich gar nicht gleich wusste wo ich anfangen sollte. Auch nach einer Nacht des Sacken-lassens ist das noch nicht wirklich anders…
Die Düsseldorfer sind ja mit diesem Aikidostil sehr vertraut und so erschien mir das, was Jorma dort zeigte und worüber er sprach fortgeschrittener oder besser gesagt filigraner und differenzierter als das, was wir in Plattenhardt zu hören bekamen. Es ging mehr um Ukemi (yes!) und bei eigentlich richtigen Basics ging es sehr in die Tiefe. Vieles war mir sehr neu, die Form von irimi tenkan zum Beispiel oder gewisse Eingänge für Techniken, und mir wurden viele neue Seiten an Dingen bewusst, die ich bisher etwas anders kannte. Die ganze Kontakt-Geschichte hat mich ja schon länger angefixt und es war richtig genial, ein ganzes Wochenende zu haben, um das weiter üben zu können, besonders mit so vielen Leuten die sich damit schon auskennen. Noch dazu waren alle meine Trainingspartner wirklich unheimlich hilfsbereit und geduldig wenn ich mal etwas langsamer üben musste/wollte oder Fragen hatte. Am Samstag Nachmittag gab es dann jede Menge Irimi nage – dessen „hart“ geworfene Form ich ja noch nie gelernt hatte. Gerade da habe ich viel von meinen Trainingspartnern gelernt (danke vor allem an Peter für die „Nachhilfe“ vor dem Training 🙂 ) und richtig viel Spaß gehabt, so dass nicht nur das Fallen dann irgendwann ganz gut lief sondern ich auch langsam ein besseres Gefühl und mehr Zutrauen für den Wurf bekam. Auch bezüglich der Führung des Nackens bei Irimi Nage und über Kote gaeshi nehme ich etwas mit. Aber was mich besonders angesprochen hat war eben die Sache mit dem Kontakt und auch das Ukemi. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was genau ich darüber gelernt habe und wahrscheinlich muss sich sowieso alles erst noch setzen und festigen. Aber das Gefühl, dass sich in meinem Körper einstellt, wenn ich mich auf diese Dinge bei den Bewegungen konzentriere, ist einfach super und macht süchtig.
Abgerundet wurde das Wochenende von den netten Leuten, die ich kennen lernen durfte und die mich als „Neue“ wirklich sehr freundlich und offen aufgenommen haben.
So, und wann ist der nächste Lehrgang???
Sonja
All is not lost
Januar 17, 2008
Peters und Stefans Gesichtsausdruck auf dem Foto (das viertletzte Foto auf der Seite) vom Training mit Jorma Lyly spiegelt 1a wieder, was sich diese Woche beim Trainieren größtenteils in meinem Kopf abgespielt hat: „Hääää?!“ Und auch mein Körper konnte nicht immer so ganz genau einordnen, was da gerade mit ihm geschieht, wenn ich Jorma angreifen durfte. Ich hatte unheimlich viel Spaß und fühlte mich wie ein kleines Kind, das seinen ersten Zauberkasten auspackt und feststellt, dass dieser so einfach aussehende Seiltrick ums Verrecken nicht funktionieren will… Es schien mir nicht, als ob ich das was ich bei Jorma sah wirklich verstehen, geschweige denn umsetzen konnte.
Am Donnerstag durfte ich dann für Jules in Esslingen Training geben und habe plötzlich bemerkt, dass sich irgendwas anders anfühlte. Ich kann nicht genau sagen was, aber ich würde es in Richtung „Kontakt“ einordnen. Meine Aufkerksamkeit – geistig und körperlich – hat sich irgendwie leicht verschoben und eine Tür scheint einen Spalt weit aufgegangen zu sein. Um in diesen Spalt meinen Fuß reinzubekommen, fahre ich dann heute auch gleich nach Düsseldorf, um Jorma dort nochmal erleben zu dürfen. Es scheint also, als wäre doch was hängen geblieben und Polen noch nicht ganz verloren – um es mal mit dem Lieblingsspruch meiner Oma auszudrücken.
Technisch gesehen habe ich also jede Menge zu verdauen. Aber auch sonst nehme ich eine Menge mit. Food for thought wäre untertrieben, Buffet for thought kommt schon eher hin. Jorma sagte im Gespräch ein paar Sachen, die ich wirklich ganz klasse fand. Das eine war (sinngemäß und frei übersetzt): „Wir reden im Aikido immer davon, Uke zu kontrollieren. Das hört man ständig. Aber wer oder was gibt uns eigentlich das Recht irgendjemand anderen als uns selbst kontrollieren zu wollen?!“ Und beim Üben einer Technik: „Man wirft Uke nicht. Man hilft ihm zu Boden, zu einem sicheren Ort.
Diese Ebene des Aikido finde ich einfach unglaublich interessant und ich sauge es auf wie ein Schwamm, wenn mich jemand an seinen Ideen und Ansichten dazu teilhaben lässt. Aikido jenseits der Matte im täglichen Leben, zur Verbesserung der menschlichen Interaktion und Kommunikation. Können Konflikte vielleicht nicht nur gelöst werden, sondern sogar zu einer Art Synergie führen? Ich habe eine Definition von Synergie im ökonomischen Bereich gefunden, die man meiner Meinung nach auch für das Leben und Aikido nutzen kann: „Insbesondere bei Unternehmenszusammenschlüssen als Begründung verwendeter Effekt, der ausdrücken soll, dass bei optimaler Kombination von Einzelelementen die sich ergebende Gesamtheit mehr ist als die Summe der Einzelteile.“ Ist sowas möglich? Ich habe auf jeden Fall Lust darauf, darüber nachzudenken und mit dieser Idee auch körperlich rumzuspielen.
Auf nach Düsseldorf…
Sonja
PS: Und noch ein Nachtrag. Jorma sagte in dem Interview im Aikido Journal, dass er denkt, dass man in sich selbst Raum für Uke schaffen muss. Ich hatte das nicht verstanden und bat ihn, mir das zu erklären. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann meinte er folgendes: Wenn es keinen Raum für Uke gibt, dann steht Kraft gegen Kraft. Erst wenn man in sich Raum für Uke lassen kann, können die Energien zusammengeführt werden. Ich denke darum geht es bei Musubi und für mich bedeutet das auch irgendwie, dass ich diesen Raum erst dann erschaffen kann, wenn ich nicht nur voll von mir selbst bin. Noch etwas, worüber es sich für mich lohnt, nachzudenken.